„Trotzdem Ja zum Leben sagen“

Existenzanalyselogotherapie

Es scheint mir so, als könnten richtungsweisende Entscheidungen nur aus Ruhe und Unabgelenktheit entstehen. Bereitschaft und Zugänglichkeit für prägende Eindrücke als seltene Lebensmomente nicht nebenbei, aber manchmal unverhofft erscheinen.

Meine Gedächtnisspur zu Viktor Frankl hatte mit seinem Bergsteigen zu tun; im Grunde hatte ich ihn, obwohl selbst Psychologin, nicht in erster Linie als Arzt und Psychologen abgespeichert, sondern als Sportler. Das mag mit dem geradezu verleugnenden Umgang mit dem Werk von Frankl in der Psychologenausbildung in Deutschland zu tun haben. Ein sehr beklagenswerter Zustand, der allerdings einer eingängigeren Auseinandersetzung als hier möglich bedürfte.

Die erste Begegnung mit seinem Werk fand in einem Urlaub auf der kanarischen Insel „La Palma“ statt; in einem Ferienhaus, das ich bewohnte, stand sein Buch „Trotzdem Ja zum Leben sagen – Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“. Dieses Buch, gelesen in Abgeschiedenheit und inmitten wunderschöner Landschaft – eine absurde Umgebung eingedenk des Inhaltes – ist der Aufruf zur Auseinandersetzung mit der Freiheit des Menschen, eine Haltung zu den ihn umgebenden Umständen einzunehmen. Umstände, die so schrecklich und menschenverachtend waren, dass sie das „Ja zum Leben“ fast unmöglich erscheinen lassen – und es für viele, viele auch waren.

Das Lesen dieses Buches löste bei mir Demut und Ehrfurcht aus vor diesem Mann, der darin eindringlich, ohne Beschönigung und mit so viel Achtung die psychischen Veränderungen beschreibt, die Menschen im tagtäglichen Grauen des Lagerlebens durchmachten.
Ein Grundgedanke in der Anthropologie Frankls ist der, dass das Leben Aufgabencharakter hat und dass aus der Bewältigung dieser Aufgabe Sinn entsteht.
Diese Aufgabe, der Grund zum Leben, können Menschen sein, die mich brauchen und die auf mich warten, es kann ein Werk sein, das ich vollbringen muss oder es kann die würdige Haltung zu unendlichem Leid sein. Frankl sah seine Aufgabe darin, seine Menschenwürde auch im Konzentrationslager zu bewahren und seine Erkenntnisse eines Tages anderen zur Verfügung stellen zu können.

– “Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie” –

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